Jahresbericht 2002
des Jugendleiters männlich für den Bezirk Oberpfalz, Georg Schilling


Allgemeines:

Um es mit wenigen Worten zu sagen: das Sportjahr 2002 war ein schlechtes Jahr für die männliche Judojugend unseres Bezirks.
Als ich am 12.01.02 auf dem Bezirkstag in Falkenstein offiziell zum kommissarischen Nachfolger für den vorherigen Jugendleiter Benjamin Mahl bestellt wurde, hatte ich schon ziemlich genau Pläne, was ich alles in der Jugendarbeit des Bezirks verändern wollte. Dummerweise kalkulierte ich all die Friktionen, die durch die ländliche Struktur unseres Bezirks und die verwinkelten Beziehungen zwischen Vereinen und wichtigen Schlüsselpersonen zu erwarten waren, nicht in diese Planungen ein. Gleiches galt auch für meine eigene unzureichende Erfahrung. In der Folge konnte ich nicht ein einziges meiner Ziele voll erreichen.

Meisterschaften:

a) Ausrichtung:
Höchst zufrieden war ich mit den Ausrichtern der Meisterschaften. Alle stellten professionelle Organisationsstrukturen zur Verfügung und gewährleisteten so einen im Großen und Ganzen doch reibungslosen Ablauf. Dies gilt auch und ganz besonders für die Vereine, die bis jetzt nicht regelmäßig Turniere ausgerichtet haben. In diesem Zusammenhang sollte man als Teilnehmer, Betreuer oder Elternteil auch Verständnis zeigen, wenn sich trotz aller Vorbereitung hin und wieder doch ein Fehler einschleicht. Soweit uns/mir dieses Verständnis entgegengebracht wurde, ließ sich auch immer eine angemessene und für alle Beteiligten akzeptable Lösung finden.

b) Terminierung und Ausschreibungen:

Nachdem ich mir einen Überblick über die Termine der einzelnen Bezirksmeisterschaften und der darauffolgenden Qualifikationsstufen gemacht hatte, entschied ich mich in Zusammenarbeit mit der Jugendleitung weiblich, Irene Hirsch, einige Termine zu verschieben. Dies geschah in der Hauptsache mit dem Ziel, den Kämpfern so eine möglichst kompakte Kampfphase gewährleisten zu können, was insbesondere Hinsichtlich der Einhaltung des Kampfgewichts von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist. An dieser Stelle bitte ich deshalb nochmals für die teilweise kurzfristigen Terminverschiebungen um Verständnis.
Kurzfristig, zu kurzfristig in den meisten Fällen, veröffentlichte ich auch die Ausschreibungen zu den zugehörigen Turnieren. Normalerweise sollte eine Ausschreibung mindestens 6 Wochen vorher in der Zeitschrift ?Bayernsport? veröffentlicht werden, wenn möglich auch zweimal in kurzen Abständen hintereinander, so dass die allgemeine Kenntnisnahme auch gewährleistet ist. In den meisten Fällen wurden die Ausschreibungen in diesem Jahr erst vier Wochen vor Veranstaltungstermin (teilweise noch kurzfristiger) veröffentlicht.

c) Beteiligung:

Hierin ist wahrscheinlich auch eine Hauptursache für die, in meinen Augen, durchweg geringe Beteiligung an den Meisterschaften zu sehen. Außer bei den Ranglistenturnieren hatten wir selten über 40 Teilnehmer, von den Mannschaftsmeisterschaften ganz zu schweigen. Hier waren meist nur drei Mannschaften anwesend, die noch dazu (einzig mir bekannte Ausnahme: DJK Neumarkt, VMM U 15) stark unterbesetzt waren.
Ein weiterer Grund ist vielleicht auch, dass Wettkampfjudo in der Jugendausbildung der Vereine und Abteilungen oft nur eine untergeordnete Rolle spielt. Gerade durch den Wettkampf lebt der Judosport jedoch! Deshalb erscheinen mir die geringen Teilnehmerzahlen v. a. in den Altersklassen MU 15 und MU 17 als ein eindringliches Warnsignal, das auf den dringend verbesserungswürdigen Allgemeinzustand der Jugendfördung und Jugendausbildung in unserem Bezirk hinweist. Dies wird u.a. auch dadurch unterstrichen, dass auf süddeutscher Ebene, bis auf seltene Ausnahmen keine oberpfälzischen Kämpfer mehr auf den ersten 7 Plätzen zu finden sind.

Réné-de-Smet-Pokal

Die geringen Teilnehmerzahlen stellten mich auch vor ein rein praktisches Problem: Da nahezu die Hälfte der Teilnehmer an der Bez-EM MU 17 aus der Altersklasse MU 15 kamen, hatte ich zu wenig Referenzwerte für eine objektive Berwertung der Kampfleistungen. Im Ergebnis konnte ich den Bereich MU 17 nur unter größten Schwierigkeiten besetzen. Auch insgesamt waren wir stark unterbesetzt, was schon daran zu ersehen ist, dass unser Team mit 17 Kämpfern weitaus kleiner war als das der weiblichen Jugend.
Unser 7. Platz nach drei Begegnungen ist demnach nur die logische Konsequenz, zumal im Vorfeld auch nur zwei jeweils eintägige Bezirksrandoris stattfanden, und ein weiteres Warnsignal, welches zum Umdenken und zur Suche nach neuen, konstruktiven Lösungen Anlass geben sollte.

Finanzen

Soweit ich Fahrtkosten und Tagesgeld einfordern konnte, habe ich dies über die jeweiligen Formulare in die Wege geleitet und das Geld auch immer zuverlässig erstattet erhalten.
Allgemein muss ich beim Thema Finanzen anmerken, dass die der Jugendleitung zur Verfügung stehenden Mittel völlig unzureichend sind. Zwar habe ich mein Budget in diesem Jahr nicht ausgeschöpft, allerdings fanden auch keine größeren Trainingslager statt und ich konnte rein zeitlich nicht, wie es eigentlich notwendig und angemessen gewesen wäre, die oberpfälzischen Kämpfer auf die nordbayerischen und die weiterführenden Qualifikationsmeisterschaften begleiten. Allein die hierdurch entstehenden Fahrtkosten wären durch den mir zugewiesenen Verwaltungsetat nicht finanzierbar gewesen.
An Trainingslager, von der Jugendleitung organisierte Stützpunkttrainings, gemeinsame Fahrten des Oberpfalzkaders zu Mannschaftsturnieren außerhalb Bayerns und jegliche weiteren finanzintensiven Maßnahmen ist daher meines Erachtens erst dann ernsthaft zu denken, wenn zusätzliche Finanzmittel in die Bezirksjugendarbeit geleitet werden.

Rücktritt

Kurz vor dem Réné-de-Smet-Pokal informierte ich den Bezirksvorsitzenden, Raimund Kronawitter, dass ich - gleich welche Platzierung auf dem Turnier erreicht werde, mein Amt mit Beendigung des Turnieres niederlegen werde. Hauptgründe waren hierbei, die Überschätzung der eigenen, v.a. der zeitlichen, Kapazitäten und die Einschränkung meiner Mobilität, da ich meinen Pkw aus Kostengründen verkaufen musste. Letzteres stellte mich vor unüberwindbare organisatorische Probleme.
Gleichzeitig bot ich dem Bezirksvorsitzenden auch an, die Geschäfte so lange weiterzuführen, bis ein Nachfolger für mich gefunden sei. Allerdings ging ich, auch im Hinblick auf meine Rücktrittsgründe davon aus, dass dies zeitnah geschehen würde und nicht bis Mitte Oktober immer noch kein Nachfolger bestimmt wäre. Zu diesem Zeitpunkt sah ich mich jedoch außer Stande, die Geschäfte weiterzuführen und stellte nach nochmaliger Information an den Bezirksvorsitzenden alle diesbezüglichen Aktivitäten ein.

Schlussbemerkungen:

Zum Schluss sei noch Folgendes angemerkt: Es dürfte jedem bekannt sein, dass die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen unseres Bezirks nur in den seltensten Fällen wirklich reibungslos abläuft. Gleiches gilt im selben Maße auch für die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des Bezirksvorstandes. Man kann dies auf die großen Strecken schieben, die wir in der Oberpfalz überwinden müssen, um zu einem benachbarten Verein zu gelangen. Man kann aber auch so ehrlich sein und sagen, dass in vielen Fällen überhaupt kein Interesse an der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen besteht. Die Gründe hierfür seien dahingestellt. Sicher ist meiner Meinung nach allerdings, dass wir, wenn weiter jeder sein eigenes Süppchen kocht (so wie ich es aus verschiedenen Gesprächen mit Trainern, Vorständen, Kämpfern und Eltern heraushören konnte), bald keinen Judonachwuchs mehr durch die kritischen Jahre (12-17) werden bringen können und der Judosport in der Oberpfalz Stück für Stück in ein Nischendasein abrutschen wird. Das zu verhindern sollte uns allen, über alle vereinspolitischen Vorbehalte hinweg, das wichtigste Anliegen sein!

Gez.
Georg Schilling